Die geplatzten Jamaika-Sondierungen: Scheitern und keine Mutkultur in Sicht?
Eine Mutkultur, dafür werbe ich mit vielen Mutanstiftern aus allen Bereichen der Gesellschaft in meinem Mutausbrüche – Projekt. Eine Initiative für mehr Mut, naiv? Keinesfalls, wie ich finde. Mehr Mut steht unserem Land gut. Eigentlich hatte ich mir, wie die meisten Menschen, einen ganz anderen Ausgang der Sondierungsgespräche gewünscht, zumindest noch gestern Abend. Heute erlebe ich mutlose Diskussionen. Es stehen fehlende Verantwortung, kein Mut und auch Übermut, neben Horrorszenarien Deutschlands politischer Zukunft im Raum. Die Nachricht, dass die Sondierungsgespräche geplatzt sind und die abgegebenen Bewertungen, haben mich veranlasst, an mein Thema der letzten Woche: Mit Mut zur „richtigen“ Entscheidung nochmals anzuknüpfen.
Mut zur Entscheidung: Ein couragiertes NEIN
Egal wie man zur FDP steht, was da heute medial so geboten wird, lässt mich zwischen schmunzeln und einem Kopfschütteln hin und her wechseln. Klar geht es zunächst um Schlagzeilen, aber auch die Diskussionen in Social Media haben es in sich. Randnotiz: Auffällig für uns Deutsche ist natürlich zunächst die Frage Nr. 1: Wer ist Schuld?! Die FDP ist ausgestiegen, deshalb ist sie Schuld. Das ist wieder eine sehr einfache Interpretation. Außerdem ist die Beschäftigung mit der Schuldfrage eher de-plaziert. Die Tagesthemen der ARD senden übrigens gleich eine Sondersendung mit der Überschrift: „Wer ist Schuld am Scheitern der Sondierungsgespräche?“ Wer Zukunft gestalten möchte, muss aus meiner Sicht anders denken. Opferhaltung hat da keinen Platz, doch Scheitern ist hierzulande eben Tabu. Scheitern heißt vielleicht das Ziel verfehlt, aber es heißt auch die Chance zum neu Denken, anders Denken, zum Richtungswechsel.
Scheitern zeigt auf was nicht geht und eröffnet neue Wege Klick um zu TweetenScheitern zeigt auf was nicht geht und eröffnet neue Wege, aber die brauchen eben Mut. Doch da schreibt und redet man von: Die FDP hat die Sondierungsgespräche platzen lassen, sie entzieht sich der Verantwortung, sie zeigt keinen Mut usw.. Aber ist das so? Oder vielleicht ist es ja ganz anders?
„Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren.“ – Vom Mut seinen Werten treu zu bleiben und faulen Kompromissen
„Es ist besser nicht zu regieren, als falsch zu regieren“, so kommentiert die FDP ihre Entscheidung die Sondierungsgespräche zu verlassen. Für mich hört sich das sehr klar und mutig an. In meinem letzten Blogpost zum Thema gute Entscheidungen treffen, habe ich unter anderem dazu 2 wesentliche Punkte herausgestellt:
- Jeder Entscheidung heißt Verantwortung zu übernehmen. Faulen Kompromissen darf man sich verschließen. Wer sagt denn, dass es verantwortlich wäre, sich auf biegen und brechen, um jeden Kompromiss in die Regierung zu begeben? Oder ist es vielleicht doch mutig, sich klar zu einem NEIN zu entscheiden. Die Entscheidung zum Nein, weil man Verantwortung übernimmt.
- Große Entscheidungen werden leicht, wenn wir Klarheit über unser WARUM und das WOFÜR haben, wenn wir unsere Identität leben. Die FDP hat in ihrem Wahlprogramm und mit ihrer Positionierung zu den Sondierungsgesprächen eindeutig ihr WARUM und ihr WOFÜR dargelegt. Aus dieser Klarheit im Großen entsteht Verantwortlichkeit gegenüber den Wählern für die Zukunftsgestaltung Deutschlands. Dieser Verantwortung hat sich die FDP gestellt und sich mit Mut für den Ausstieg aus den Verhandlungen entschieden.
Politische Grundpositionen zu verlassen geht über Kompromisse hinaus. Mut ist oft unbequem, aber Mut heißt in jedem Fall Verantwortung zu tragen.
Mut ist oft unbequem, aber Mut heißt in jedem Fall Verantwortung zu tragen. Klick um zu TweetenDas muss jedoch nicht bedeuten, der Regierungsverantwortung um jeden Preis zur Verfügung zu stehen. Ein Mut zum NEIN, wenn es der Klarheit entspringt ist mir lieber, als eine Regierung der faulen Kompromisse, die die Zukunftsfähigkeit unseres Landes nicht gestaltbar machen, weil grundsätzliche Positionen nicht vereinbar sind. Vielleicht als gescheiter(t), doch nicht als hoffnungslos würde ich die Situation bezeichnen. Ich möchte sie als Chance für Parlamentarismus, für echte Debatten um Sachfragen, demokratische Vielfalt betrachten. Ist das so? Oder ist es vielleicht ganz anders?
Ich freue mich über Deine Meinung und Deinen Kommentar zur Kolumne.
#Mut #Mutkultur #Change #Entscheidungen
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